Blättle vom 19.12.2024

Seite 56 ’s Blättle Nr. 51 – 52 / 19. Dezember 2024 Gemeinde Hattenhofen Kommunale Flüchtlingsunterbringung: BM Reutter rechnet mit Bundespolitik ab Ein Schreiben des Landratsamts zur Flüchtlingsaufnahme nutzte Bürgermeister Jochen Reutter zu einer Generalabrechnung mit der Politik. Er betonte, dass sich seine Kritik nicht an das Landratsamt richte, sondern an den Bund. Trotz des kürzlichen Kaufs eines Wohnhauses und der Unterbringung einer größeren Familie dort hat die Gemeinde Hattenhofen aktuell ein Aufnahmedefizit von 16 Personen. Das Landratsamt ist angewiesen, die Fehlbelegerquote im Landkreis deutlich zu reduzieren, um bei den Kommunen weitere Kapazitäten schaffen zu könne. Die Gemeinden, auchHattenhofen, werden gebeten, zeitnah ein Abbaukonzept des Aufnahmedefizites vorzulegen. Das Landratsamt möchte neben der Zusage für baldige weitere Aufnahmen ein Konzept bis zum 8. Januar vorgelegt bekommen. Ansonsten sehe sich das Landratsamt gezwungen, so die Behörde, zeitnah Personen in die Anschlussunterbringung zuzuweisen. Fakt sei, so Reutter, die Gemeinde habe keine Möglichkeit mehr, weitere Gebäude zu kaufen, es sei nichts auf dem Markt, abgesehen auch von der zu stemmenden Finanzierung. Seit Monaten, trotz vielfältiger Bemühungen, könne die Verwaltung keine Wohnungen bei Bürgern mehr anmieten, weil die Bürger einfach nicht mehr wollten. Durch Auszug einer bleibeberechtigten Familie imWohnheim Ledergasse 22 werde dort wieder eine Wohnung frei, die man belegen könne. Damit sei die Gemeinde am Ende der Möglichkeiten, so der Bürgermeister. Die Aufforderung nach einem Abbaukonzept sei für ihn nicht nachvollziehbar. Wenn der Bund keine Grenzsicherung hinbekomme, stimme das ganze System nicht. Der Staat müsse doch wissen, wer und wieviel Menschen als Flüchtlinge kommen bzw. da sind. Das Ganze sei eine Bankrotterklärung. Das Thema werde im Vorfeld der Bundestagswahl von der Politik öffentlich nicht diskutiert. Der Deutsche Landkreistag habe erst kürzlich darauf hingewiesen, dass die Gemeinden bei der Flüchtlingsaufnahme am Anschlag seien. Er habe auch starke Zweifel, so Reutter, dass aufgrund der neuen politischen Verhältnisse in Syrien sehr bald sehr viele Syrer dorthin zurück gehen werden. Die gut ausgebildeten würden möglicherweise dorthin zurückgehen, um das Land aufzubauen, jedoch der Rest bleibe vermutlich in Deutschland, weil man hier besser leben könne. Seit einem Jahr habe er keine Aussage und keine Nachfrage der Bundestagsabgeordneten aus dem Kreis Göppingen zu diesem Thema. Aber wer die Augen verschließe, handle hier nicht professionell. Er als Abgeordneter würde bei den „Dorfbürgermeistern“ nachfragen, wie es vor Ort aussieht. Stattdessen bekomme man freundliche Weihnachtsbriefe. Die letzten Möglichkeiten seien das Aufstellen von Containern auf dem Sportplatz oder die Belegung des Mehrzweckraums in der Sillerhalle mit den entsprechenden Einschränkungen für die Bevölkerung. Er habe das Gefühl, so Reutter, dass alles, was auf Gemeinde- oder Kreisebene zu dem Thema gesprochen wird, die Politik nicht interessiere. Die Gemeinden müssten weiterhin ihren Job machen, aber er erwarte auch Professionalität auf oberer Ebene. Das frühere „Alte Lamm“ Hauptstraße 38, wo die Wohnungen vermietet sind, habe die Verwaltung noch nicht konkret zur Unterbringung für Flüchtlinge vorgesehen, so Reutter auf Nachfrage. Das Gebäude habe man aber im Fokus. Schultes dankt Gemeinderat für Zusammenarbeit Bürgermeister Jochen Reutter bedankte sich beim alten und beim neuen Gemeinderat für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Diese wisse er zu schätzen, sie sei nicht selbstverständlich. Manche Kollegen in anderen Gemeinden hörten nach wenigen Jahren zermürbt auf. Um die Kommunalpolitik und die Gedanken der Verwaltung zu verstehen, so Reutters Tipp an die neuen Mitglieder des Gremiums, brauche es etwas Zeit. Im letzten Jahr habe man spannende kommunalpolitische Aufgaben zu bewältigen gehabt, im Mittelpunkt sei die Vorbereitung der 750 Jahr Feier im kommenden Jahr gestanden. Die erste Veranstaltung zu diesem Zweck sei bereits am6. Januar. Reutter verwies auf den Festakt im März und auf das Jubiläumswochenende im Juli. Trotz der schwierigen weltweiten Lage wünschte Jochen Reutter allen ein friedvolles Jahr, Gesundheit, Gelassenheit und Zufriedenheit. Jahresrückblick durch Stellvertretenden Bürgermeister Das traditionelle Jahresschlusswort gab der stellvertretende Bürgermeister Steffen Berroth. Er listete zahlreiche kommunalpolitische Tätigkeiten des vergangenen Jahres auf, darunter die Haushaltsplanung, den Endausbau der Webergasse, die Vorbereitungen für den Glasfaserausbau, den Anschluss des TSGV-Vereinsheims ans Kanalnetz, die Erschließungsarbeiten in der Ledergasse und Projekte in der offenen Jugendarbeit wie das Streetball-Feld. Mit dem Einstieg in einen neuen Bebauungsplan für das Gebiet Bruckwiesen soll dort eine weitere Entwicklung und eventuell Gewinnung von mehr Wohnraum in einem verträglichen Maß erreicht werden. Daneben sei es weiterhin das Ziel, das Neubaugebiet Bäumle schnellstmöglich erschließen zu können. Neue und geänderte Auflagen verteuerten das Projekt. Das Gasthaus Lamm könne sich nach Umbau und Modernisierung in neuemOutfit sehen lassen. Die Gemeinde, so das Fazit von Berroth, habe wieder einiges geleistet, umdie Infrastruktur imOrt zupflegen und für die Einwohner eine lebenswertige Gemeinde zu erhalten. Auch dieser Sprecher ging auf das Thema Anschlussunterbringung von Flüchtlingen ein. Es sei der Gemeinde fast nicht mehr möglich, die Anforderungen, die von „oben“ kommen, umzusetzen, man stoße an Grenzen. An angenehmen Themen erwähnte Berroth das 750-jährige Gemeindejubiläum, das Gemeinderat, Bürgermeister und Verwaltung stark beschäftigt habe. Man dürfe sich jetzt schon auf drei schöne Festtage im Juli freuen. Als Highlights des letzten Jahres bezeichnete Steffen Berroth die Kommunalwahl mit einer hohen Wahlbeteiligung aber leider geringen Anzahl von Interessenten für die Gemeinderatslisten, die Informationsfahrt des alten Gemeinderats nach Hamburg und als Höhepunkt für die Gemeinde das Erreichen des European Energy Award in Gold. Hattenhofen ist die erste Gemeinde imLandkreis, die Gold Status erreicht hat. Dazu ist sie die kleinste Gemeinde in Deutschland nach Einwohnerzahl, welche diesen Preis gewinnen konnte. Diese Auszeichnung, so Berroth, mache die Gemeinde zu einem herausragenden Vorbild. Die Preisübergabe in Bozen sei ein Höhepunkt und Belohnung für die großen Bemühungen der Gemeinde und des persönlichen Engagements von Bürgermeister Jochen Reutter gewesen. Steffen Berroth dankte demBürgermeister und seinenMitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die im letzten Jahr geleistete Arbeit. Reutters große Erfahrung in Verbindung mit seiner Mentalität zu pragmatischen Lösungen von Problemen seien Garant für eine positive Entwicklung. Der Gemeinderat werde ihn und die Verwaltung dabei weiterhin so gut wiemöglich unterstützen. Der Spruch zum Jahreswechsel kommt diesmal von Aristoteles: „Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel richtig setzen.“ Spieletreff am 27. Dezember Jeden letzten Freitag im Monat von 19 bis 23 Uhr findet im kath. Gemeindehaus ein offener Spieletreff für alle, die Freude an Brett- und Kartenspiele haben statt. Es stehen zahlreiche Spiele zur Verfügung. Es dürfen aber auch eigene Spielemitgebracht werden. Keine Anmeldung nötig. Einfach vorbeikommen undmitspielen! Essen, Getränke und Snacks sind vorhanden. Mehr Infos unter: www.spieletreff-hattenhofen.de

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